Anfang Januar veröffentlichte die RSH eine Stellungnahme zur Diskussion um das DFL-Papier "Sicheres Stadionerlebnis", insbesondere zu den ursprünglich darin enthaltenen Vollkörperkontrollen. In diesem Zusammenhang gingen wir auch auf eine Diskussionssendung des Senders sport1 ein, an der neben dem bayerischen Innenminister Herrmann, dem Sportmoderator Hansi Küpper und dem Fananwalt Ralf Peisl auch der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft Rainer Wendt teilnahm.

Letzterer machte dabei einen wenig souveränen Eindruck, indem er auf kritische Fragen von Küpper und Peisl gar nicht antwortete oder Antworten lierferte, die sachlich völlig an der Fragestellung vorbeigingen. Wer will, kann sich davon in diesem Video überzeugen:

 

Wendts Verhalten und seine ungenügenden Antwortversuche waren uns Anlass, ihn in einer Mitte Februar persönlich an ihn gerichteten Mail danach zu befragen. Wir wiesen darin darauf hin, dass seine an den ihm entgegengehaltenen Argumenten völlig vorbeigehenden Antworten uns in dem Zweifel bestärkten, ob Vollkörperkontrollen in irgendeiner Weise zielführend und angemessen seien, da es ihm offensichtlich nicht möglich war, der Kritik ein schlagkräftiges Gegenargument entgegenzusetzen und dieses mit Erfolgszahlen aus bisher stattgefundenen Vollkörperkontrollen zu untermauern.

Wörtlich schrieben wir: "Wir ziehen daraus den Schluss, dass es keine nennenswerten Erfolgszahlen gibt. Sollten wir darin irren, wären wir Ihnen sehr verbunden, wenn Sie uns diesbezüglich auf die Sprünge helfen könnten, indem Sie uns entsprechendes Zahlenmaterial nennen. Sollte unsere Schlussfolgerung indessen richtig sein, bitten wir um eine Erklärung, warum Sie dennoch glauben, auf der Sinnhaftigkeit solcher Kontrollen beharren zu müssen."

Eine Antwort erhielten wir natürlich nicht. Offensichtlich hält es der mächtige Gewerkschaftsboss nicht für nötig, eine Organisation, die konsequent die Interessen von fränkischen Fußballfans vertritt, die Gnade einer Antwort zuteil werden zu lassen, wie es die Regeln des Anstands und der Demokratie eigentlich verlangen.

Nichts anderes hatten wir ehrlich gesagt erwartet. Immerhin ist besagter Herr Wendt nicht gerade dafür bekannt, sich als Vorkämpfer der Demokratie und Transparenz hervorzutun. Vielmehr gilt er als politischer Hardliner und populistischer Lautsprecher der 80 000 von ihm vertretenen Beamten, der es gerne und oft wortgewaltig krachen lässt.

 

Hier nur eine kleine Blütenlese aus dem reichhaltigen Zitatenschatz des Herrn Wendt:"Das wir gegen die Kennzeichnungspflicht für Polizisten sind ist richtig. Damit wollen wir unsere Beamten schützen." (ZDF log in, 9. 11. 2011)

  • "In der derzeitigen Situation müssen wir leider jedem Fußball-Fan sagen: Wer ins Stadion geht, begibt sich in Lebensgefahr." (Süddeutsche Zeitung, 17. 5. 2010)

     

  • "Die sogenannten Fanbetreuer sollte man von Zeit zu Zeit daran erinnern, auf welcher Seite sie stehen. Sie treten in zunehmenden Maße als Verharmloser auf." (ZDF log in, 7. 11. 2011)

     

  • "Polizeiliche Einsatzmittel müssen Waffen sein, die weh tun, nur dann wirken sie." (spiegel.de, 2. 10. 2010)

     

  • "Wenn Wasserwerfer nicht mehr reichen, müssen die Beamten Gummigeschosse einsetzen." (BILD, 4. 6. 2012)

     

  • "Die Stehplätze gehören abgeschafft, die Zäune erhöht, und bei jeder Ausschreitung sollten für den Verein 100.000 Euro fällig werden. Wem zudem strenge Leibesvisitationen nicht passen, der soll vor dem Stadion bleiben müssen." (spiegel.de, 30. 10. 2010)

 

Es sei nicht verschwiegen, dass selbst die Gewerkschaft der Polizei, die mehr als doppelt so viele Mitglieder wie die Deutsche Polizeigewerkschaft vertritt, anlässlich der beiden letztgenannten Äußerungen Wendts mit scharfer Kritik reagierte.

Erwähnenswert ist auch, dass die Gesellschaft für deutsche Sprache den von Wendt geprägten Begriff "Karlsruhe-Touristen", mit dem er Kritiker an einem damals geplanten neuen BKA-Gesetz titulierte, die ihr Recht vor dem Bundesverfassungsgericht suchten, als eines von drei Unwörtern des Jahres 2008 "ehrte".

Herrn Wendts Deutsche Polizeigewerkschaft tritt übrigens unter anderem für die Anwendung des Erwachsenenstrafrechts auf Heranwachsende, die Herabsetzung des Strafmündigkeitsalters auf 12 Jahre und verdachts- und anlassunabhängige Kontrollen, die sogenannte "Schleierfahndung", ein.

Kein Wunder, dass eine wichtige Persönlichkeit der Zeitgeschichte von solch beispielloser politischer Weitsicht in ihrem missionarischen Eifer keinen Anlass sieht, einer popeligen RSH zu antworten. Wahrscheinlich glaubt er, sich seine Energie für seine zahllosen medienwirksamen Auftritte sparen zu müssen und nicht in der Beantwortung lästiger Nachfragen unbedeutender Randgruppen verschwenden zu dürfen. Dabei hätte er sich sicher sein dürfen, dass wir seine mit Spannung erwartete Antwort auf unsere Anfrage in medial höchst wirksamer Form verbreitet hätten.

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